Ein Jahr nach der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland zeigt sich: Der befürchtete Dominoeffekt ist ausgeblieben. Keine Zunahme bei Kokain, kein Meth-Schock, keine Ecstasy-Welle. Stattdessen gibt es erstmals belastbare Daten aus Stuttgart – schwarz auf weiß. Und zwar nicht aus Umfragen, sondern aus dem Abwasser.
Abwasser spricht Klartext
Die Stadt Stuttgart hat seit der Legalisierung regelmäßig das Abwasser analysiert – auf Abbauprodukte von Cannabis und weiteren Substanzen. Das nüchterne Ergebnis: Der Cannabis-Konsum ist um 13 Prozent gestiegen. Das war zu erwarten. Aber: Das Konsummuster ist stabil – keine extremen Peaks am Wochenende, keine „neue Exzesse“, wie manche prophezeiten. Und vor allem: Kein Anstieg bei anderen Drogen wie Kokain, Amphetamin oder Ecstasy.
Suchtmediziner Dr. Maurice Cabanis bestätigt: Keine Zunahme von Cannabis-bedingten Klinikaufenthalten oder psychischen Störungen. Auch die Polizei meldet keine signifikante Steigerung beim Konsum im öffentlichen Raum.
CSU will’s genau wissen – doch Lauterbach war schneller
Während Stuttgart bereits transparent misst, forderte die CSU jüngst, bundesweit das Abwasser zu untersuchen. Fraktionschef Klaus Holetschek warnt davor, dass Deutschland zur „Kiffernation Europas“ werden könnte. Doch das Gesundheitsministerium ist bereits zwei Schritte voraus: Eine groß angelegte Studie unter der Leitung der TU Dresden läuft längst. Sie analysiert das Abwasser von 25 Ballungszentren und prüft sowohl Cannabis als auch andere illegale Drogen.
Und ja – die Methode gilt als hochgradig zuverlässig. Laut Studienleiter Björn Helm zeigt sie den tatsächlichen Konsum besser als jede Umfrage. Aber sie zeigt eben auch: Kein Beleg für ein „Abrutschen in härtere Drogen“.
Legalisierung schafft Klarheit statt Chaos
Was sich hingegen verändert hat: Die Gesprächskultur. Beratungsstellen wie „Release“ berichten von einer höheren Nachfrage, aber auch besserer Qualität in den Gesprächen. Junge Menschen stellen Fragen, Lehrer greifen verstärkt auf Präventionsmaterial wie den „Grünen Koffer“ zurück. Die Entkriminalisierung öffnet Räume für Aufklärung, nicht für Verfall.
Fazit: Die Zahlen lügen nicht – die CDU sollte zuhören
Cannabis ist teillegal, der Konsum ist leicht gestiegen – aber die Gesellschaft ist nicht entglitten. Stuttgart liefert Daten, keine Meinung. Und selbst der Bundesgesundheitsminister denkt längst evidenzbasiert, nicht ideologisch. Wenn sogar das Abwasser sagt: „Kein Drogenproblem durch Legalisierung“, dann sollten das auch die letzten Kritiker akzeptieren – vielleicht bald auch die CDU.